Beschreibung
Wasserstoffperoxid (H2O2), oder Wasser-stoffsuperoxid, wie es früher auch genannt wurde, ist schon seit 200 Jahren bekannt. Entdeckt wurde es im Jahre 1818 vom französischen Chemiker Louis Jacques Thenard (1777-1857) in Paris. Er nannte es Sauerstoffwasser da er entdeckte, dass bei der Zersetzung Sauerstoff entstand und lediglich Wasser übrig blieb.
Als in den 1920er-Jahren die ersten Antibiotika auf den Markt kamen, geriet es langsam in Vergessenheit. Vor allem deswegen, weil dieses sehr günstige Heilmittel für die Industrie und die Apotheker beim Verkauf nicht sehr lukrativ war – die Verkaufsspannen bei Antibiotika waren um ein vielfaches höher.
Vorkommen
Wasserstoffperoxid kommt überall in der Natur in sehr geringen Mengen vor – es entsteht bei zahlreichen biochemischen Prozessen. Es bildet sich aus Wasser und Sauerstoff unter Einfluss von UV-Strahlung oder elektrischen Entladungen. In Meerwasser, Schnee und Mineralwasser ist es ebenfalls enthalten. Im Stoffwechsel von Mensch, Tier und Pflanzen tritt Wasserstoffperoxid bei den verschiedensten Vorgängen als Zwischen- und Signalstoff auf. Auch Muttermilch enthält Wasserstoffperoxid, besonders große Mengen sind in der zuerst gebildeten Milch (Kolostrum) nachzuweisen. Wasserstoffperoxid wird heute chemisch, zum Beispiel durch die Reaktion von Bariumperoxid, das in einer schwefelsauren Lösung zu Wasserstoffperoxid (und Bariumsulfat) reagiert, hergestellt.
Wirkungsweise
Wie schon erwähnt, hat Wasserstoffperoxid die einzigartige Eigenschaft, dass bei der Zersetzung Sauerstoff entsteht und nur Wasser übrig bleibt. Mit nur einem Milliliter einer 3%igen Lösung werden bis zu 60 Milliliter Sauerstoff freigesetzt. Dieser sehr reaktive Sauerstoff schädigt und zerstört verschiedene Organismen wie Viren, Bakterien, Pilze, Sporen und kann auch viele Wundheilungsprozesse beschleunigen. Schon als 1%ige Lösung ist es bereits sehr gut wirksam.
Wasserstoffperoxid ruft keinerlei Allergien hervor und es können auch keine Resistenzen gebildet werden.
Anwendungbereiche
Wasserstoffperoxid kann bei vielen Alltagsbeschwerden angewendet werden. Es kann zum Beispiel zum Gurgeln oder als Rachenspray bei Infektionen oder Zahnfleischproblemen helfen. Etwa 80% der Racheninfektionen sind durch Viren hervorgerufen. Die meisten Produkte aus der Apotheke wirken jedoch nur antibakteriell. Bei der äußerlichen Anwendung auf der Haut bildet Wasserstoffperoxid in tiefen Hautschichten ein Sauerstoffdepot, dass bis zu 24 Stunden nachweisbar sein kann und dort die Zellen mit Sauerstoff versorgt und gegen Erreger wirkt. Gut wirksam ist es auch gegen Durchblutungsstörungen – höher dosiert hat man damit schon erfolgreich Raucherbeine behandelt.
Gut wirksam ist es auch bei verschiedenen Hautkrankheiten wie Ekzemen, Pilzinfektionen von Haut und Nägeln, Allergien, Akne, Juckreiz (bei Mückenstichen), Warzen, Wunden und Infektionen. Auch Hämatome (blaue Flecken) verschwinden schneller.
Quellenangabe: „Wasserstoffperoxid, das vergessene Heilmittel“, Dr. habil. Jochen Gartz